Die neue Zeit zog im Bachgau ein. Während eine Auswanderung nach Amerika in den Lokalzeitungen von 1911 beworben wurde, kam die Eisenbahn im gleiche Jahr in den Bachgau. Eine länderübergreifende Kooperation machte es möglich.
Die Geschichte
Zunächst bewarb sich die Stadt Obernburg um einen Bahnanschluss. Das Vorhaben scheiterte. Ein Staatsvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Großherzogtum Hessen vom 12. April 1905 vereinbarte den Bau einer Lokalbahn.
Bayern erließ am 12. Juli 1906 ein Lokalbahngesetz, welches dann die Umsetzung des Bauvorhabens über Großostheim und Mömligen möglich machte. Die Bauherrin und Betreiberin waren die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen.
Der erste Abschnitt zwischen Aschaffenburg Süd und Großostheim ging am 1. Mai 1911 in Betrieb. 19 Monate später, am 1. Dezember 1912, konnte auch die restliche Strecke nach Höchst für den Bahnverkehr freigegeben werden. Ab 1921 führten die Personenzüge auf der Strecke nur noch Wagen der 4. Klasse.
Eine Bahn die wir heute brauchen
Wie sooft in den kleinen ländlich geprägten Gemeinden schafft der Durchgangs- und Berufsverkehr zu den größeren Städten auch im Bachgau erhebliche Probleme. Der im Aschaffenburger Umland mäßig ausgebaute ÖPNV steht mit dem restlichen Verkehr im Stau.
Statt 20 Minuten kann im Berufsverkehr eine Fahrt mit dem Bus bis zu 40 Minuten verspätet sein. Es ist dann möglich einen Bus um 17.00 Uhr zu bekommen, der laut Plan um 16:25 bereits abgefahren ist. Zeitreisen mit dem ÖPNV.
Der Streckenverlauf
Durch eine hügelige, sanfte Landschaft, mit Blick auf das Aschaffenburger Schloss, zwischen Spessart und Odenwald. So malerisch war der Verlauf der Bachgaubahn. Damals, um 1920, sicher eine nicht ganz so komfortable Fahrt. Für die im Bachgau lebenden Menschen aber eine echte Erleichterung. Auch der Güterverkehr profitierte stark von der neuen Bahn.
Streckenkilometer | Betriebsstelle |
0,0 | Aschaffenburg-Süd, Abzweig von der Maintalbahn nach Miltenberg |
Nilkheimer Mainbrücke (270 m) | |
Abzweig Schönbusch-Nilkheim (Abzweig Hafenbahn) | |
3,8 | Aschaffenburg-Nilkheim |
4,8 | Anst Linde |
8,6 | Großostheim |
10,6 | Pflaumheim Ort |
11,7 | Pflaumheim-Wenigumstadt |
16,8 | Mömlingen Ort |
17,9 | Mömlingen |
Landesgrenze Bayern/Hessen | |
21,1 | Hainstadt (Kr Erbach) |
24,6 | Neustadt (Odenw) |
26,6 | Sandbach (Odenw) |
29,0 | Höchster Viadukt / B 45 |
29,8 | Höchst (Odenw), Anschluss Odenwaldbahn |
Der Niedergang
Ende der sechzigern, Anfang, der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts musste die damalige Deutsch-Bundesbahn sparen. Verkehrspolitiker verordnete dem ehemaligen Staatskonzern eine Spar- und damit Schrumpfkur. Bereits in diesen Jahrzehnten war klar, dass der Autoverkehr weit mehr Probleme schafft als er löst. Die Themen Umweltverschmutzung und Staus wurden in zeitgenössischen Berichten thematisiert.
1973 wurde der Deutschen Bundesbahn vom Bundesministerium für Verkehr die Stilllegung der gesamten Stecke für den Personenverkehr genehmigt.
Am 25. Mai 1974 verkehrten zum letzten Mal Personenzüge zwischen Großostheim und Neustadt. Die Gleise auf der Strecke wurden in den darauffolgenden Monaten abgebaut.
Der Güterverkehr zwischen Neustadt und Sandbach wurde am 1. Januar 1995 eingestellt. Auch die restliche, vom Güterverkehr genutzte Strecke wurde zwischen Sandbach und Höchst am 31. Dezember 1998 eingestellt.
Die Stilllegung und der Streckenrückbau erfolgten im Jahr 1999. Der Güterverkehr zwischen Aschaffenburg-Nilkheim und Großostheim wurde am 28. September 1991 eingestellt. Die Gleisanlagen wurden zum großen Teil entfernt.
Die Zukunft
Das Eisenbahn-Bundesamt genehmigte am 11.01.2012 die Stilllegung der Bahnstrecke Aschaffenburg Süd – Aschaffenburg-Nilkheim zum 1. Februar 2012. Allerdings wurde vermerkt, dass die Strecke als Serviceeinrichtung durch die Bayernhafen GmbH & Co. KG weiterbetrieben wird. Im Juni 2012 übernahm die Bayernhafen-Gruppe die Teilstrecke von der Deutschen Bahn, damit bleibt der Bahnanschluss des Hafens weiterhin erhalten und damit eine Bahnstrecke vom Hafen nach Aschaffenburg.
Anzubinden wäre die Region über eine circa fünf Kilometer lange Strecke. Vom Hafen kommend auf der Trasse der ehemaligen Bachgaubahn, parallel zur B 469, durch den Stockstädter Hübnerwald. Ein Anschluss könnte weiter zur Rhein-Main-Bahn geführt werden.
Eine 1 km lange Stichstrecke würde dann nach Großostheim führen. Vonseiten einer Stockstädter Bürgerinitiative regt sich aber Widerstand gegen diese Streckenführung. In dem vom Bundestag 2016 beschlossenen Bundesverkehrswegeplan 2030 sind diese Überlegungen allerdings nicht eingebracht worden.
Ausbau des ÖPNV in der Region
Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs hat in der neuen Koalition aus SPD, FDP und den Grünen Vorrang. Allerdings müssen sowohl die bayrische Staatsregierung, die beteiligten Kreise als auch die Politik im Bachgau diese Vorhaben wollen und vorantreiben.
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